Bessere Bezahlung in der Pflege und mehr Pflegefachkräfte

„Reform der Pflegeberufe darf niemand ausgrenzen“ (2) – Rüddel: Bessere Bezahlung in der Pflege und mehr Pflegefachkräfte – Der Gesetzentwurf zur Reform der Pflegeberufe scheint sich weg von der Praxis zu einer Glaubensfrage zu entwickeln. Dazu erklärt der pflegepolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Erwin Rüddel: „Zu guten Arbeitsbedingungen in der Pflege gehören neben einer guten Bezahlung auch ausreichend gut ausgebildete Pflegekräfte. Mit den Pflegestärkungsgesetzen I und III haben wir nun die Grundlagen dafür geschaffen, dass in der Altenpflege Tariflohn zum Standard werden kann. Damit wird künftig eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte ermöglicht und der Beruf der Altenpflege attraktiver.
Diskussionen gibt es noch zu der Frage, wie die Ausbildung der bisher drei Pflegeberufe reformiert werden soll. Ich plädiere für eine Lösung, mit der wir einen evolutionären Wandel hin zu einer gemeinsamen Berufsausbildung erreichen, ohne die Pflegekräfte in den einzelnen Berufszweigen fachlich zu überfordern und ohne die völlige Aufgabe der jeweiligen beruflichen Identitäten. Wir sollten das Risiko vermeiden, jetzt mit einem „revolutionären“ Einschnitt, der derzeit nicht erprobt ist, die bestehenden Strukturen völlig aufzugeben, ohne zu wissen, welche Folgen das für die einzelnen Pflegebereiche und letztlich für die Pflegebedürftigen hat.
Ich begrüße deshalb die Initiative von GKV-Vorstand Gernot Kiefer, eine Zeit lang mehrere Ausbildungswege zuzulassen. Es wäre besser, wenn diese jeweils die Möglichkeit erhalten, sich zu bewähren, bevor die gesamte Pflegeausbildung mit unsicherem Ausgang komplett auf den Kopf gestellt wird. Eine Möglichkeit könnte eine integrierte Ausbildung sein, die zwei Jahre gemeinsames Lernen und im dritten Jahr auf die drei Berufe ausgerichtetes spezialisiertes Lernen beinhaltet. Eine Lösung, die auch den Vorstellungen von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden nahe kommt.
Erst ein solcher Probelauf liefert belastbare Fakten für die Entscheidungsfindung, welcher Weg der geeignete ist.
Derzeit haben viele Praktiker in der Pflege die Sorge, dass die Inhalte der Krankenpflege bedingt durch EU-Vorgaben die Reform dominieren. Mit viel Verhandlungsgeschick konnte erst in der letzten Legislaturperiode die EU-Initiative abgewendet werden, nur noch mit Abitur eine Pflegeausbildung beginnen zu können. Die Akzeptanz für eine gemeinsame Berufsausbildung würde sicherlich steigen, wenn die Besonderheiten der Kinderkrankenpflege und der Altenpflege auf Augenhöhe mit der Krankenpflege in diese neue Ausbildung einfließen würden. Während in der Krankenpflege überwiegend Abiturienten und Realschüler einen Abschluss machen, gibt es in der Altenpflege ein wesentlich breiteres Spektrum an Bildungsabschlüssen, beginnend bei den Hauptschülern, und sehr viele Quereinsteiger.
Wichtig ist, dass nach einer Reform deutlich mehr examinierte Pflegefachkräfte für eine gute Versorgung ausgebildet sind als heute – und die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in der Altenpflege brummt derzeit förmlich. Dieser Trend darf nicht abgebremst werden. Wer heute einen Abschluss als examinierte Pflegekraft schafft, muss das im neuen System auch schaffen. Der demographische Wandel und die deutliche Ausweitung der Leistungen in der Pflegeversicherung führen ansonsten zu erheblichen Versorgungsproblemen in der Altenpflege.
Mit der Generalistik schiebt man aber auch viele junge Menschen mit Hauptschule-Niveau in die Hilfstätigkeit und damit in Hartz IV. Mehr als 30 % (über 30.000 jährlich) der Absolventen der Altenpflegeausbildung haben Hauptschule-Niveau und leisten als Examinierte mit anständiger Vergütung hervorragende Arbeit in der Altenpflege. Diesen jungen Menschen würde man jede Perspektive auf Aufstieg in der Gesellschaft nehmen. Gerade in der Altenpflege brauchen wir Menschen, die Fachwissen haben, aber auch viel Empathie mitbringen für Biografiearbeit und Betreuung. Herzensbildung muss eine besondere Wertschätzung  erfahren.
Die Versorgungsprobleme könnten sich zusätzlich verschärfen, da die Pflegeberufe-Reform aus Sicht des GKV-Spitzenverbands Kosten in Höhe von mindestens 746 Millionen Euro jährlich zulasten der Pflegeversicherung verursacht. Die Reform muss aber zu einer Verbesserung der Versorgungssituation in der Altenpflege führen – statt zu einer Gefährdung der Altenpflege aus Mitteln der Pflegeversicherung!“

Beitrag teilen