Ortsbürgermeister Achim Ramseger entpuppt sich als sängerischer Solist


Es war ein wunderschöner Frühherbstsonntag, die Morgenkühle hatte sich aus dem Trichter des Steinbruchs am Ende der Ortschaft noch nicht verabschiedet und hieß die Gottesdienstbesucher gut daran getan zu haben, sich etwas herbstlicher angezogen zu haben. Das allerdings sollte sich in der Mittagszeit grundlegend ändern als die Sonne ihre wärmenden Strahlen mit ganzer Macht zur Erde schickte. Der besondere Gottesdienst im Steinbruch fand bei sehr vielen Christen hohe Resonanz und übermäßigen Besuch. Ob das nun allein am außergewöhnlichen Ort lag oder an der dem Gottesdienst folgenden „Sensation“ bleibt dahingestellt. Jedenfalls fand bei besagtem strahlendem Sonnenschein am Steinbruch erstmals ein evangelischer Gottesdienst statt, geleitet von Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe. Musikalisch gerahmt durch die Bläserfamilie Kowalski aus Amteroth und dem 2Gemischten Chor“ (MGV + Frauenchor) Oberwambach. Pfarrer Triebel-Kulpe ließ es sich nicht nehmen, die Predigt von dem Floß aus zu halten. Etwa 160 Gottesdienstbesucher zeigten sich von der etwas anderen Kirche stark beeindruckt.
In einer kurzen Ansprache nach dem Gottesdienst stellte Ortsbürgermeister Ramseger die Bedeutung der Veranstaltung für die Dorfgemeinschaft heraus. Viele Hände hatten bei der Vorbereitung dieses besonderen Festes geholfen und es damit erst ermöglicht. Aber auch bei den Nachbargemeinden sah er den Ruf Oberwambachs noch einmal bestätigt und hörte schon die üblichen Bemerkungen: „Die Wännmer Heineren machen jedes Joar neue Steckelcher“! Nach den Dankesworten, insbesondere an Diejenigen, die am 23. Oktober 2011 nicht in der Kirche waren und damit diesen Event erst ermöglicht hatten, ging es los. Achim Ramseger, der von sich sagt, dass er absolut nicht singen kann, stellte sich der Herausforderung, hatte er doch vor einem Jahr eine Wette verloren. In Absprache mit Pfarrer Triebel-Kulpe hatte er sich professionelle Hilfe geholt. Susanne Steinhauer und Nadja Schmidt begleiteten ihn mit auf das Floß, um gemeinsam das Lied „Amazing Grace“ vorzutragen. Als besondere Überraschung erschien noch Dudelsackpfeifer Freddy the Piper, der die drei Flößer Instrumental unterstützte. Die Darbietung war nach vier Strophen des Liedes beendet und die Akteure, inklusive des Ortsbürgermeisters, erhielten von nunmehr fast 200 Zuhörern einen donnernden Applaus.
Begonnen hatte alles im Frühjahr 2011. Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe bot Ortsbürgermeister Achim Ramseger im Hinblick auf den bevorstehen 140. Geburtstag der Oberwambacher Kirche eine Wette an. Die Wette hatte folgenden Wortlaut: „Wetten, dass du es nicht schaffst, zum Festgottesdienst am 23. Oktober 140 Oberwambacher Bürger, auch ehemalige Einwohner, in der Kirche zu versammeln!“
Selbstverständlich nahm Ortsbürgermeister Ramseger die Wette an. Als Wetteinsatz bot Pfarrer Triebel-Kulpe an, im November und Dezember, jeweils vom Pfarrhaus in Almersbach nach Oberwambach zum Gottesdienst und wieder zurückzugehen, wie es der Pfarrer 140 Jahre zuvor auch musste. Der Wetteinsatz von Achim Ramseger wurde nach längerem Zögern Anfang September bekannt. Mitglieder des Gemeinderates hatten die Idee, ihren Bürgermeister singen zu lassen. Als Kulisse war schnell der ehemalige Oberwambacher Steinbruch gefunden, auf dem seit neuestem ein Floß schwimmt. Am 23. Oktober 2011 kam es wie es kommen musste. Es kamen nicht genügend Oberwambacher Bürger in den Gottesdienst. Obwohl die Kirche bis zum letzten Platz gefüllt war, wurden nur etwa 125 Oberwambacher gezählt. Achim Ramseger musste seine Wettniederlage eingestehen. Weil doch recht viele Gottesdienstbesucher in der Kirche waren, löste Pfarrer Triebel-Kulpe die Hälfte seines ursprünglichen Wetteinsatzes ein. Mit etlichen Begleitern, darunter auch Achim Ramseger, marschierte er an einem kalten Sonntagmorgen zur Kirche nach Oberwambach. An der Gemarkungsgrenze erwarteten ihn zahlreiche Oberwambacher und begleiteten ihn zur Kirche. Der Rückweg lief genauso ab, wobei es noch einen Stopp mit wärmenden Getränken gab. Nach der gelungenen und einmaligen Gesangseinlage blieben die Oberwambacher noch bei kühlen Getränken und Würstchen vom Grill in geselliger Runde zusammen. Nach Meinung aller Beteiligten und der Gäste war „Die Wette“ eine gelungene Veranstaltung am Steinbruch in Oberwambach, der sich als Hintergrund für weitere attraktive Events empfiehlt. (wwa) Fotos: Wachow