569 Kinder und Jugendliche im Rotary-Sprachkurs

HAMM – 569 Kinder und Jugendliche im Rotary-Sprachkurs – Ehrenamtliches Engagement half Flüchtlingskindern im Westerwald –Auf eine markante Zahl können die Verantwortlichen des RC Westerwald zurückblicken. 569 Kindern und Jugendlichen in den Landkreisen Altenkirchen und Westerwald konnte mit knapp 70.000 Euro ein Sprachkurs ermöglicht werden, für den es zum Zeitpunkt keine staatlichen Mittel gab. Die Summe kam auch dank einer Spende des befreundeten Rotary Clubs aus Overpelt/Belgien zustande. Die Organisation der Umsetzung lag dabei in den professionellen Händen der Kreisvolkshochschulen der Landkreise, sowie bei der Diakonie Westerwald. Bei der Kreisvolkshochschule Altenkirchen war Bernd Kohnen für diese Organisation verantwortlich. Die Präsidenten des Rotary Club Westerwald Peter Simon, Hans-Theo Macke und Christoph Schiewek zogen ein positives Fazit: „Wenn wir nach drei Jahren jetzt unser Engagement beenden, dann können wir stolz darauf sein, in einer Situation geholfen zu haben, als der Staat noch nicht im gewünschten Maße handlungsfähig war. Jetzt können wir uns auch deshalb zurückziehen, weil das Land und der Bund ausreichend Mittel in Aussicht stellen, um die begonnene Arbeit fortzusetzen. Damit ist auch in unseren Landkreisen die Kontinuität unserer Maßnahmen gesichert.“

Beim Besuch der IGS-Hamm/ Sieg zeigten sich Günter-Heinz Walter als Vorsitzender des Rotary-Hilfswerk RC Westerwald e.V., Club-Präsident Christoph Schiewek, Bernd Kohnen als Leiter der Kreisvolkshochschule und Wolfgang Schuhen als Abteilungsleiter Schulen und Finanzen sehr angetan von der Umsetzung. Andrea Brambach-Becker, Schulleiterin der IGS-Hamm, empfing die Besucher, führte durch das Schulhaus, und Daniela Langenbach, Kursleiterin Sprachförderung, stellte den Besuchern das aktuelle Kursprogramm und die jungen Menschen vor. Momentan lernen 13 Schülerinnen und Schüler aus Syrien, Afghanistan, Polen sowie ein Schüler aus Mexiko zwischen elf bis 19 Jahren im Deutschkurs. Manche der Jugendlichen sind ohne ihre Eltern hier, leben bei Paten- oder Gastfamilien in Hamm, Wissen oder Altenkirchen, einige haben nur ihre Geschwister hier in Deutschland. In Deutschland sind sie seit maximal anderthalb Jahren, manche erst seit wenigen Wochen. Kursleiterin Langenbach freut sich über ein generell sehr gutes Niveau der Lernenden. Alle haben auch in ihrer Heimat Schulen besucht und kennen also ein schulisches Umfeld, auch wenn es sich von der IGS deutlich unterscheiden dürfte. Nicht alle stehen am selben „Erfolgs-Punkt“. Begeisterung weckte bei den Besuchern aber zum Beispiel Hannah (17) aus Afghanistan, die erst seit drei Monaten hier ist und schon fast vollständig einer Unterhaltung folgen kann.

Teil des Erfolges aus Sicht der Rotarier ist die überaus engagierte Kursleiterin, der man auch beim Besuch die Leidenschaft für die ihr anvertrauten Lerner anmerkt. Präsident Schiewek zeigte sich begeistert, dass Daniela Langenbach auch mit enormen Schwierigkeiten produktiv und konstruktiv umgeht. „Wir haben schnell gemerkt, dass Daniela Langenbach ohne Vokabellisten arbeiten muss, weil Syrisch, Farsi und Polnisch ja keine Gemeinsamkeiten haben. Dass die Dozentin also mit Gesten und Bildern die Worte erklärt, finde ich faszinierend“, so Schiewek.

Hier kann die Arbeit von Daniela Langenbach insofern erleichtert werden, da Rotary mit seinem neuen Projekt: „Unterricht für Flüchtlinge (UfF)“ der Lehrkraft ein speziell gefertigtes Lernbuch für Flüchtlinge anbieten kann, das für Kinder wie für Erwachsene geeignet ist. Zu diesem Buch kann auch ein Puzzle-Spiel aus 160 Teilen mitgegeben werden, das die Karte von Europa zeigt.
Die IGS Hamm unterstützt aber nicht nur die Sprachförderung, sie denkt weiter. So arbeitet sie eng mit der Agentur für Arbeit zusammen, damit zum Beispiel Essat (18), der Automechaniker werden will und auch schon in Afghanistan sieben Jahre in einer Autowerkstatt gearbeitet hat, seinen Traumberuf auch in Deutschland erreichen kann, oder Wisam (19), die gerne im Kindergarten arbeiten möchte, ihre Chance bekommt.

Ein Sprachkurs ist dabei aber immer auch eine Möglichkeit, sich über die konkreten Probleme im Alltag auszutauschen. So stärken sich die Teilnehmer gegenseitig und geben sich Tipps im Umgang mit Behörden. Die Besucher zeigten sich insgesamt begeistert vom Eifer, mit dem die Jugendlichen dabei sind. Alle wollen ernsthaft Deutsch lernen.

Vielleicht ist es eines Tages Levant, der im Krankenhaus in Altenkirchen Menschen helfen kann, denn dieses Ziel verfolgt der junge Flüchtling schon jetzt im Sprachkurs.

Beitrag teilen