500 Kilobombe erfolgreich gesprengt

NEUWIED – 500 Kilobombe erfolgreich gesprengt – Der Kampfmittelräumdienst hatte vor einer Woche bei einer Routineuntersuchung in Neuwied eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Die Verantwortlichen der Deichstadt, hatten sich mit Horst Lenz vom Kampfmittelräumdienst entschlossen, sie per Fernzündung kontrolliert zu sprengen. Der im Niedrigwasser im Rhein entdeckte US-amerikanische 500-Kilogramm-Sprengkörper war zuvor mit mehreren Hundert Tonnen Sand in einer Grube bedeckt worden. Für die Sprengung der im Weltkrieg bereits zum Teil explodierten Bombe waren die Rheinschifffahrt, die Bundesstraße 42, die rechtsrheinische Bahnlinie und ein Uferweg am linken Flussufer vorübergehend gesperrt worden. Personen mussten nicht evakuiert werden. Eine Woche lang haben die Vorbereitungen zur Sprengung der Bombe im Rhein nahe der Wiedmündung, am Rheinkilometer 610 bei Irlich gedauert – am Ende ging dann alles ganz schnell. Wenn nicht auch mit einigen Problemen, die dem technische Leiter des Kampfmittelräumdienstes, Horst Lenz ein paar Sorgen machten . So ein Ausgang einer Sprengung ist immer ein Risiko, hatte er schon am Dienstag bei der Pressekonferenz angedeutet. Dann folgte  die heiße Phase am Donnerstag, 6. September 2018.

Der Kampfmittelräumdienst rückt am frühen Donnerstagmorgen der Bombe im Rhein zu Leibe. Doch die liegt unsichtbar unter der 50 Zentimeter hohen Wasseroberfläche und ziert sich etwas nach 73 Jahren ihre Schlafstätte zu verlassen. Die Spezialbefestigung, die an der die Bombe befestigt war, rutscht beim ersten Bergungsversuch am verrotteten Material ab. Nicht besonders aufregend für Horst Lenz , der nicht die erste Bombe dieser Art entschärft. „Es kann passieren, lässt er wissen, wenn man mit Gegenständen zu tun hat, die so alt sind“. Der zweite Versuch gelingt. Die Bombe, von der man nicht viel mehr wusste, als das sie unter Wasser lag, zeigt sich. Im Anschluss wird sie mit 24 Kilogramm Sprengstoff bestückt und wie vorgesehen in die gebaggerte Grube gelegt. Die ist aber nicht so tief wie geplant, da das Grundwasser an dieser Stelle im Uferbereich recht hoch steht. „So schnell konnten wir gar nicht pumpen, wie die Grube wieder mit Wasser vollgelaufen ist“ lässt der Leiter des Kampfmittelräumdienst wissen. Das allerdings hatte der gebürtiger Irlicher, der hier aufgewachsen ist, schon im Vorfeld vermutet. Gegen Mittag wird 400 Tonnen steinloser Sand kegelförmig über der Bombe aufgetürmt. Mitten drin, weithin sichtbar ein Richtstab mit rotem Lack. Gegen 16:00 Uhr kontrolliert die Polizei mit Diensthunden den Schlosspark, der seit Mittwochabend gesperrt ist. Gegen 17:30 Uhr beziehen Mitarbeiter von Feuerwehr und Ordnungsamt Stellung an den Zuggängen von Ufer und betroffen Straßen im 300 Meter Bereich. Dreißig Minuten später sind Luftraum, Rhein, Bundesstraße und Bahnverkehr gesperrt. Eine eingerichtete Betreuungsstelle in der Irlicher Mehrzweckhalle bleibt ungenutzt. Für die Irlicher ist es nicht die erste Bombe und der dort vorbeischauende  Bürgermeister Mang, der sich mit der Organisation und Koordination seit Tagen beschäftigt hatte, erlebt später die Detonation in der PI.

Die Kameraden der Feuerwehr können die Liveübertragung aus dem Polizei Hubschrauber in der Hauptwache mitverfolgen. Als die Meldung kommt, dass die Sperrzone im Freien menschenleer ist, kann der Kampfmittelräumdienst die Sprengladung, die mit einer Sprengkapsel verbunden ist aktivieren. Danach bringen sich die Männer des Kampfmittelräumdienst, Polizei und Feuerwehr in Sicherheit. Um 19:09 Uhr können die Schaulustigen in der Sicherheitszone beobachten, wie nach einem  gewaltigen Knall der Sand hochschleudert und eine große Rauchwolke über den Rhein zieht. Als der abgezogen ist, wird der große gelbe Bagger wieder gebraucht, der nach Überresten der Bombe gräbt. Einzelne Splitter kommen zum Vorschein. Die werden später untersucht, um Erkenntnisse über die Bombe zu bekommen. Horst Lenz ruft in Münstmaifeld seine Frau Raisssa an um ihr zu sagen: Es ist mal wieder alles gut gegangen. Obwohl die Sprengung ein voller Erfolg war, möchte Lenz bescheiden wie er ist, nicht gelobt werden. Der 63jährige Familienvater ist nur froh, dass alles gut verlaufen ist. Dafür bedankt sich auch der inzwischen eingetroffene Bürgermeister Mang, bei der Feuerwehr und den 140 Einsatzkräften. Die können jetzt um Viertel vor Acht ihre Zelte abbrechen . Zurück bleiben vier Tonnen Sand , die das nächste Hochwasser wegspülen wird. (Text und Bilder Marlies Becker)

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