350 Jahre Neuwieder Freiheitsrechte

NEUWIED – Stolze Geschichte: Ohne Freiheit keine Entwicklung – 350 Jahre Neuwieder Freiheitsrechte –

„Wir Friedrich Graff Zu Wiedt/Herr Zu Runkel / und Isenburg Thuen Kundt/ und fügen Zuwißen…“ Mit diesen Worten begann sie, die Verkündung des Stadtprivilegs, in dem Stadtgründer Graf Friedrich III seinen Bürgern umfassende Freiheitsrechte einräumte – und so den Weg frei machte für den Zuzug vieler Neubürger und damit für die positive Entwicklung der noch jungen Stadt Neuwied. Das war 1662, also vor nunmehr 350 Jahren. Die Stadt Neuwied nimmt das Jubiläum zum Anlass für eine Reihe von Veranstaltungen rund um das Thema Freiheit. Neuwieds Oberbürgermeister Nikolaus Roth sieht in dieser Verkündung der Freiheitsprivilegien ein mindestens ebenso bedeutsames Datum wie in der eigentlichen Stadtgründung neun Jahre zuvor. Schließlich waren es jene Rechte, vor allem das Recht auf freie Ausübung der Religion, die bis heute die Stadt Neuwied maßgeblich geprägt haben. „Zudem wird hier auf beispielhafte Art deutlich, dass Freiheit unverzichtbare Voraussetzung ist für Entwicklung“, fügt der OB hinzu. So traf sich im Herbst vergangenen Jahres erstmals ein Arbeitskreis, in dem Vertreter der Stadt gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern Ideen zur Gestaltung dieses Jubiläumsjahres entwickelten. Den Stand der Planung stellten sie nun in einer Pressekonferenz vor. Offizieller Start wird am Donnerstag, 31. Mai, der Auftritt von Musica Sacra International sein: Musiker aus den fünf großen Weltreligionen  präsentieren ein interkulturelles Konzert. Diese „Nacht der Religionen“ wird als Teil des rheinland-pfälzischen Kultursommers mit Unterstützung durch das Land veranstaltet. Darüber hinaus ist vorgesehen, ab dem 31. Mai noch einmal symbolisch jene insgesamt neun Freiheitsrechte aus dem Stadtprivileg zu verkünden, verbunden mit dem Hissen einer Fahne und einer szenischen Darstellung, die sich nicht nur auf die Geschichte beschränkt, sondern das Thema auch in die Gegenwart transportiert. Verkündet wird jede Woche jeweils ein Recht an wechselnden historisch bedeutenden Orten der Innenstadt.

Parallel dazu wollen die Veranstalter möglichst viele Medienkanäle einsetzen, damit Bürger wie Besucher Gelegenheit haben, die Geschichte der Neuwieder Freiheitsrechte näher kennen zu lernen.. So erläutert an einem zentralen Ort in der City in jeder der insgesamt neun Wochen ein etwa dreiminütiger Kurzfilm den Passanten das jeweils verkündete Recht und seine Auswirkungen auf das heutige Neuwied. Einen weiteren Schwerpunkt des Jubiläumsjahres bildet im Herbst das Thema Pressefreiheit. Denn in dem toleranten Klima als Folge des Stadtprivilegs entwickelte sich etwa 100 Jahre später in Neuwied ein Pressewesen, das zeitweise deutschlandweit als das freiheitlichste galt. In jener Ära entstanden in Neuwied zum Beispiel französische Druckwerke, die dort nicht hergestellt werden durften. Anlässlich des Jubiläumsjahres „350 Jahre Freiheitsrechte“ erscheint im letzten Quartal zu der Pressefreiheit eine Schrift, die diesen Teil der Stadtgeschichte behandelt und im Rahmen einer Ausstellung historischer Zeitungen präsentiert werden soll. Daneben ist ein Symposium geplant, das das Spannungsfeld zwischen journalistischer Freiheit und journalistischer Verantwortung näher beleuchtet. Gerade das letzte Beispiel unterstreicht, dass die Organisatoren des Jubiläumsjahres zum einen die Geschichte erlebbar machen wollen, gleichzeitig aber auch versuchen, das Thema Freiheit in die Gegenwart zu transportieren und grundsätzlich zu betrachten. Oberbürgermeister Roth ist daher zuversichtlich, dass die Veranstaltungs-Reihe insgesamt den Bürgerinnen und Bürgern die bemerkenswerte Geschichte ihrer Heimatstadt stärker ins Bewusstsein rückt und darüber hinaus die Bedeutung von Freiheit heute und in Zukunft unterstreicht. Über die erwähnten Projekte hinaus wird das Thema „350 Jahre Neuwieder Freiheitsrechte“ den Menschen in der Stadt aber noch häufiger begegnen. Bei Aktionen von Vereinen, die das Jubiläumsjahr aufgreifen,  wie etwa der Eltern- und Bildungsverein Universum, der im Mai zu einem Türkischen  Kulturfest auf dem Luisenplatz einlädt, ebenso wie im Motto des viertägigen Deichstadtfestes Anfang Juli oder im Spielplan des Programmkinos „Minski“. Auch die Reihe „Blätter zum Land“ der Landeszentrale für politische Bildung widmet dieses Jahr eine Ausgabe dem Neuwieder Stadtprivileg. Und im September gastiert der Verein für Rheinische Kirchengeschichte mit seiner öffentlichen Jahrestagung in Neuwied. Thema: „Konfessioneller Pluralismus“.

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Stellten das Jubiläums-Jahr vor: Neuwieds Oberbürgermeister Nikolaus Roth (4.v.r.), Dr. Andreas Metzing (Leiter der Archivstelle Boppard der Evangelischen Kirche im Rheinland, 4.v.l.) und die Arbeitskreis-Mitglieder (v.l.) Horst Schilling (Journalist, früherer Chefredakteur der Rhein-Zeitung), Erhard Jung (Pressesprecher der Stadt Neuwied), Petra Neuendorf (stellvertretende Leiterin Stadtmarketing), Sophie Charlotte Fürstin zu Wied, Dr. Hildegard Brog (Historikern), Jost Gabriel (Inhaber newcut werbefilme) und Professor Dr. Josef Freise (Pädagoge, Theologe).

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